Landkreis Augsburg
Stadt Augsburg beschließt Hitzeaktionsplan

Umfassendes Maßnahmenpaket zum Schutz der Bevölkerung bei zunehmender Hitzebelastung durch den Klimawandel
▪Hitze wird zur Gesundheitsgefahr – Augsburg reagiert
▪Hitzeaktionsplan umfasst 18 Maßnahmen für vier Themencluster
▪Ziel: Reduktion der Hitzebelastung für die Gesundheit
▪Plan nimmt besonders gefährdete Gruppen in den Fokus
▪Durchschnittstemperatur in Augsburg seit 1881 um 2,2 Grad gestiegen
Die Stadt Augsburg legt einen umfassenden Hitzeaktionsplan vor, um Bürgerinnen und Bürger besser vor den gesundheitlichen Folgen extremer Hitze zu schützen. Der Plan, den der Umweltausschuss heute, Montag, 14. Juli, beschlossen hat, ist ein Leitprojekt des Klimawandel-Anpassungskonzepts der Stadt Augsburg (KASA) und wurde vom Gesundheitsamt der Stadt Augsburg unter Federführung von Umwelt- und Gesundheitsreferent Reiner Erben erarbeitet. Er umfasst 18 konkrete Maßnahmen, die in vier Bereiche geclustert sind:
1. Planung & Koordinierung
Einrichtung einer städtischen Koordinierungsstelle sowie eines jährlichen Steuerungskreises zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Evaluation der Maßnahmen.
2. Kommunikation & Sensibilisierung
Aufbau einer digitalen Informationsplattform, gezielte Hitzewarnungen und Aufklärungskampagnen – insbesondere für gefährdete Bevölkerungsgruppen.
3. Vorbereitung des Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystems
Informationen für Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Praxen, ein Hitzeschutzkonzept für Wohnungslose, Schutz vor Hitze in Kitas und Schulen– ein Schritt zur Vorbereitung der Versorgungsinfrastruktur auf kommende Hitzeperioden.
4. Hitzeschutz im öffentlichen Raum
Darstellung kühler Rückzugsorte, temporäre Begrünung, Hitzeschutz auf Spielplätzen und Checklisten für Veranstaltungen – Maßnahmen, die die Aufenthaltsqualität in der Stadt unmittelbar verbessern.
Klimatische Entwicklung in Augsburg
Wie die Stadtklimaanalyse zeigt, ist die mittlere Jahrestemperatur in Augsburg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen um 2,2 Grad Celsius gestiegen. Die fünf wärmsten Jahre traten dabei alle in den zurückliegenden 30 Jahren auf – vier davon in den letzten acht Jahren. Die Zahl der heißen Tage mit über 30 Grad Celsius hat mit durchschnittlich neun pro Jahr deutlich zugenommen. „Dies kann sich zu einer enormen Belastung für die Gesundheit vieler Bürgerinnen und Bürger entwickeln“, betont Reiner Erben.
Hitzeaktionsplan listet bemerkenswerte Zahlen auf
Im Hitzeaktionsplan sind eine Reihe bemerkenswerter Zahlen aufgeführt, die das Klima im Südbayerischen Raum in der Region in und um Augsburg charakterisieren. Zum Beispiel:
• 14 Tage weniger mit Frost – wärmere Winter
• 13 Prozent weniger Sommerniederschlag – trockenere Sommer
• 29 Prozent intensivere Starkregen im Frühjahr
• 44 Sommertage pro Jahr im Mittel (1991–2020), früher 32
• 2,2 Grad Celsius Temperaturanstieg seit 1881
Gesundheitsrisiken durch Hitze
Hitze wirkt sich belastend auf das menschliche Herz-Kreislauf-System aus. In Hitzejahren wie 2003 oder 2018 kam es daher zu einer deutlichen Übersterblichkeit. Allein im Sommer 2022 kam es nach Schätzungen des Robert Koch Instituts (RKI) bundesweit hitzebedingt zu rund 4.500 zusätzlichen Todesfällen. Vor diesem Hintergrund legt der Hitzeaktionsplan besonderen Wert auf den Schutz vulnerabler Personengruppen. Dazu zählen neben älteren Menschen auch Kinder, Schwangere, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen, Obdachlose sowie Menschen mit Suchterkrankung. Für diese Gruppen werden gezielte Informations- und Schutzmaßnahmen entwickelt.
Konkrete Beispiel für Hitzeschutz in Augsburg
Konkrete Beispiele für aktuellen Hitzeschutz in der Stadt ist neben der neuen „Klimainsel“ mit mobiler Begrünung und schattigen Aufenthaltsbereichen auf dem Martin-Luther-Platz eine öffentliche Sensibilisierungskampagne zu öffentlich zugänglichen kühlen Orten wie Bibliotheken, Kirchen, Parks oder Museen. In diesem Zuge wurde ein Hitze-Portal auf der Homepage der Stadt Augsburg eingerichtet. Auf diesem finden Bürgerinnen und Bürger Informationen zum Thema Hitze und Gesundheit. Wie Umwelt- und Gesundheitsreferent Reiner Erben ausführt, gehört auch die Verteilung kostenloser Trinkflaschen an Obdachlose in Zusammenarbeit mit Streetworkern dazu. „Zu Hitzeschutzmaßnahmen in Kindertageseinrichtungen etwa zählen regelmäßige Trinkpausen und angepasste Tagesabläufe ebenso wie schattige Spielbereiche. Im Veranstaltungsbereich erhalten Veranstalter eine Checkliste, um bei Events für Schatten, Trinkwasser und medizinische Versorgung zu sorgen“, so der Referent.
Weitere Maßnahmen sind im Hitzeaktionsplan aufgelistet.
OB Eva Weber: „Wir übernehmen als Stadt Verantwortung“
Die Umsetzung der Maßnahmen wird jährlich evaluiert. Ein Steuerungskreis aus städtischen Ämtern und externen Akteuren trifft sich regelmäßig, um Fortschritte zu bewerten und neue Herausforderungen zu identifizieren. „Der Hitzeaktionsplan ist unser kommunales Instrument, um Augsburg gezielt auf die zunehmende Hitzebelastung vorzubereiten. Wir übernehmen Verantwortung und treffen Maßnahmen, die die Gesundheit der Menschen in unserer Stadt schützen, insbesondere auch die der vulnerablen Gruppen. Der Plan richtet sich an die gesamte Stadtgesellschaft und wird als dynamisches Konzept kontinuierlich weiterentwickelt. Mit dem Hitzeaktionsplan setzen wir eines der beiden Leitprojekte aus dem Klimaanpassungskonzept KASA um – ein wichtiger Schritt, um Hitzeauswirkungen auf Stadt und Bevölkerung nachhaltig zu begrenzen“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber.