Stadt Memmingen

BEGEGNUNGEN QUER DURCH ALLE BEVÖLKERUNGSSCHICHTEN

 — © Alwin Zwibel
Alwin Zwibel

Die evangelische Christuskirche in Memmingen stand jüngst
wieder ganz im Zeichen der Aktion Vesperkirche. Unter dem Motto
„Frei.Raum.Leben.“ wurde das Gotteshaus zwei Wochen lang beim
gemeinsamen Essen und zahlreichen kulturellen Veranstaltungen zu einem Ort
des Miteinanders. Im Zentrum der Veranstaltung, die insgesamt rund 9.000
Menschen anlockte, stand die zwischenmenschliche Begegnung. Die Träger
der Vesperkirche ziehen gemeinsam ein positives Fazit.
Die Vesperkirche in Memmingen fand heuer bereits zum sechsten Mal statt. Organisiert
wurde sie gemeinsam vom Dekanat Memmingen, der Diakonie Allgäu und der Memminger
Christuskirche. Dekan Christoph Schieder sagt: „Ich schaue mit großer Freude und
Dankbarkeit auf die Vesperkirche 2025 zurück.“
Für die Dauer der Veranstaltung wurde der Kirchenraum zum großen Esszimmer
umfunktioniert und mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Zwei Wochen lang war jeder
eingeladen, hier beim Frühstück oder Mittagessen mit anderen am Tisch zu sitzen und zu
essen und zu trinken. Insgesamt wurden 6.703 Mahlzeiten ausgegeben, die Andreas Held,
Koch der Memminger Firma Rohde & Schwarz, und sein Küchenteam zubereitet hatten. Die
Bezahlung erfolgte auf Spendenbasis. „Bei der Vesperkirche darf jeder geben, was er kann
und möchte“, erklärt Manuela Walcher, die seitens der Diakonie Allgäu zum Leitungsteam
der Veranstaltung gehörte. Das Programm umfasste auch niedrigschwellige Seelsorge sowie
kulturelle Angebote: neben einem Kindertag lockten ein Poetry Slam (bzw. „Poverty-Slam“)
zum Thema Armut, eine Lesung mit dem Autor Dominik Bloh und Konzerte mit den rock-
poppigen „Wuidara Pistols“ oder der Gruppe „Woisch no“ zahlreiche Gäste in die
Christuskirche. Daneben sind die geistlichen Impulse in den Gottesdiensten, Andachten und
beim täglichen Mittagsimpuls ein wichtiger Baustein der Vesperkirche.
Manuela Walcher: „Die Besucherinnen und Besucher waren bunt gemischt: Seniorinnen und
Senioren, Familien mit kleinen Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen, die
sozial schlechter gestellt sind und andere, die die Aktion großzügig finanziell unterstützten.
Diese Mischung ist genau das, was die Vesperkirche ausmacht, denn es gilt: Jede/r is(s)t
hier richtig. Durch die zufälligen Tischgemeinschaften und beim friedvollen Miteinander
werden Hemmschwellen, Vorurteile und Ängste abgebaut und Kontakte geknüpft, die sonst
vielleicht nie zustande kommen würden.“ Dafür, dass alles reibungslos lief, sorgten neben dem achtköpfigen hauptamtlichen
Leitungsteam rund 300 Ehrenamtliche, darunter Gruppen von Blaulicht-, Jugend- und
Hilfsorganisationen, die beim Auf- und Abbau kräftig anpackten, die Spülstraße zur
Verfügung stellten oder für die Technik verantwortlich waren. Schülerinnen der
Fachpflegeschule für Hauswirtschaft und Erziehung reinigten täglich die Schürzen und
Handtücher. Auszubildene und Mitarbeiter ortsansässiger Firmen waren im Rahmen von
„Social Days“ vor Ort, hinzu kamen Schulklassen, Konfirmanden und zahlreiche weitere
Engagierte. Sie alle halfen zum Beispiel bei der Essens- und Getränkeausgabe, beim
Spülen, dem Begrüßungs-Dienst, beim Abräumen oder bei der Unterstützung hilfsbedürftiger
Personen.
Finanziert wurde das gesamte Projekt aus Geld- und Sachspenden von Firmen, Institutionen
und gesellschaftlichen Akteuren. „Alle Bäcker aus Memmingen waren wieder mit an Bord,
eine Metzgerei steuerte Wurstwaren für die Brotzeiten bei und die Ehrenamtlichen brachten
täglich gut 20 selbstgebackene Kuchen“, nennt Manuela Walcher nur einige Beispiele. Durch
das Engagement bei der Vesperkirche entstehe ein buntes Netzwerk, ergänzt Dekan
Schieder: „Die Vesperkirche Memmingen ist in Stadt und Umland zu einer bekannten Aktion
geworden, bei der sich immer mehr Firmen, Institutionen und gesellschaftliche Akteure
beteiligen. Dadurch wächst ein Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl, das
Grenzen und Gräben überwindet.“

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