Landkreis Augsburg
Neurochirurgen holen Patienten früh ins Boot für eine schnellere Genesung

Die Klinik für Neurochirurgie am UKA bietet als 1. Universitäre Neurochirurgie in Deutschland ihren Patientinnen und Patienten ein sogenanntes Fast Track-Verfahren bei Wirbelsäuleneingriffen an. Das bedeutet eine frühzeitige Einbeziehung der Patienten schon vor der OP und soll eine schnellere Genesung und Mobilisierung bewirken sowie die Liegezeit im Krankenhaus verkürzen. Davon profitieren nicht nur die Patientinnen und Patienten.
Von Ines Lehmann | Einen Tag ohne Rückenschmerzen? Lange her. Peter Lindenmeir (Name von der Redaktion geändert) ist 67 und seit sieben Jahren in Frührente. Über 45 Jahre hat er auf dem Bau gearbeitet. Er hat seinen Job geliebt, das Miteinander der Kollegen, die Atmosphäre am Bau, das sichtbare Ergebnis. Aber jetzt zahlt er die Quittung dafür. Sein Rücken ist kaputt, ständige Schmerzen die Normalität. Eine konservative Behandlung – Medikamente, Physiotherapie, Krankengymnastik – brachte keine Verbesserung.
Nun steht sein OP-Termin am UKA fest, in zehn Tagen wird er von Dr. Bastian Stemmer, Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie, operiert. Zum ersten Vorgespräch war Lindenmeir bereits in der Klinik – um etwas zu erfahren, womit er nicht gerechnet hätte.
Nicht nur ist die Prognose für eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität nach der OP – unter Berücksichtigung einiger Maßnahmen wie eine Reha – sehr gut. Dr. Stemmer hat ihm dabei auch vom sogenannten Fast Track-Verfahren erzählt, das die Klinik Patientinnen und Patienten mit Eingriffen an der Wirbelsäule anbietet.
Es bedeutet, dass der Patient, die Patientin aktiv in die prä- und postoperative Behandlung eingebunden und früh mobilisiert wird. Eine rasche Gehfähigkeit und Bewegungsfreiheit wiederum bedeutet, die Patientin, der Patient kann schneller nach Hause in die gewohnte Umgebung entlassen werden, was der Genesung insgesamt zugutekommt.
Zum Fast Track-Verfahren und der frühen Einbindung des Patienten, der Patientin gehören auch eine Patientenbroschüre, die ein Leitfaden rund um die anstehende OP ist, sowie ein Patiententagebuch, in dem der Patient, die Patientin etwaige Schmerzen und andere Information zum Befinden dokumentiert. An der Seite der Patientin, des Patienten ist bei Bedarf die Fast Track-Assistenz, die auch etwaige Erscheinungen von Mangelernährung schriftlich festhält und mit dem
behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin bespricht, um Abhilfe zu schaffen. Sind die Koffer zur Entlassung gepackt, gibt es zusätzlich eine Patienteninformation mit Übungen nach einer Wirbelsäulenoperation und Verhalten im Alltag.
Die Klinik für Neurochirurgie ist die einzige universitäre Klinik für Neurochirurgie in ganz Deutschland, die das Fast Track-Verfahren in der Wirbelsäulenchirurgie und damit ein auf die Patientin, den Patienten maßgeschneidertes individuelles Therapiekonzept anbietet.
Klinikdirektorin Mielke berücksichtigt auch Wünsche und Ängste ihrer Patienten
Die Klinik für Neurochirurgie am UKA, seit Anfang 2024 unter neuer Leitung von Prof. Dr. Mielke, hat es sich zum Ziel gesetzt, Patientinnen und Patienten noch stärker in alle Entscheidungsprozesse einzubinden, um gemeinsam die bestmöglichen Behandlungsergebnisse zu erzielen. „Die Neurochirurgische Klinik setzt auf eine individuelle, vertrauensvolle und patientenorientierte Versorgung. Unser Ziel ist es, Patientinnen und Patienten aktiv in ihre Behandlung einzubeziehen, ihre Ängste und Wünsche zu berücksichtigen und die Abläufe in der Klinik transparent und strukturiert zu kommunizieren. Das Fast-Track-Verfahren ist nur eine von vielen Maßnahmen, die wir in den vergangenen Monaten bereits in die Wege geleitet haben, aber zur Darstellung unserer Ziele ein wunderbares Beispiel“, erklärt Direktorin Mielke.