Landkreis Oberallgäu
ETHIK-KOMITEE DER DIAKONIE ALLGÄU NIMMT SEINE ARBEIT AUF

„Unterstützung der Mitarbeitenden bei schwierigen Entscheidungen“
Kempten – In der täglichen Arbeit bei den verschiedenen Diensten der Diakonie Allgäu tauchen immer wieder ethische Fragestellungen auf – etwa dann, wenn ältere Menschen Fragen zum Thema assistierter Suizid (begleiteter Selbstmord) stellen oder wenn Klientinnen und Klienten medizinische, pflegerische oder andere Maßnahmen ablehnen, die aus Sicht der Fachkräfte hilfreich und sinnvoll wären. Solche Situationen sind für die Mitarbeitenden belastend. Um sie künftig gezielter zu unterstützen, hat die Diakonie Allgäu ein Ethik-Komitee ins Leben gerufen, das nun seine Arbeit aufgenommen hat.
„Die ethische Frage bei den genannten Beispielen ist der Wertekonflikt zwischen der Selbstbestimmung und Autonomie der Betroffenen und dem Wunsch der Mitarbeitenden, fürsorglich zu handeln“, erklärt Roland Schaller, Bereichsleitung Sozialpsychiatrie und Gründungsmitglied des Ethik-Komitees. „Unsere Mitarbeitenden sind oft hin- und hergerissen. Wir wollen der Person Gutes tun, dürfen aber nicht, weil die- oder derjenige das nicht möchte. Aus Autonomieperspektive und aus rechtlicher Sicht müssen wir sagen: Es ist das gute Recht der Person, sich so zu entscheiden. Wir müssen das respektieren – auch wenn es vielleicht schwerfällt, weil das eigene Bauchgefühl etwas ganz anderes sagt.“ In solchen – und auch in thematisch anders gelagerten – Situationen will das Ethik-Komitee unterstützen. Es bietet den Mitarbeitenden ein offenes Ohr, berät zu konkreten Einzelfällen und gibt Empfehlungen, wie mit komplexen Fragestellungen achtsam umgegangen werden kann. „Die Gespräche helfen den Mitarbeitenden und stärken sie innerlich“, so Schaller. „Unser Ziel ist es, dass sie am Ende sagen können: Ich habe im Rahmen der Gegebenheiten eine Entscheidung getroffen, die sich richtig anfühlt.“
Eine weitere zentrale Aufgabe des Ethik-Komitees ist die Entwicklung von Leitlinien, also der ethischen Haltung der Diakonie Allgäu zu bestimmten Fragestellungen. „Im Beispiel des assistierten Suizids bedeutet das etwa: Wir als Diakonie Allgäu möchten grundsätzlich, dass die Menschen weiterleben. Aber wir haben gleichzeitig ein offenes Ohr für ihre Sorgen, Gedanken und Fragen und nehmen sie ernst“, betont Schaller.
Ab September sollen sogenannte „Ethik-Cafés“ für Mitarbeitende anlaufen. Dazu kommen Mitglieder des Komitees an verschiedene Standorte der Diakonie Allgäu. Nach einem kurzen Impulsvortrag zu einem ethischen Thema geht es darum, ins Gespräch zu kommen: Was bewegt die Mitarbeitenden? Wo besteht Redebedarf? „Wir möchten, dass unsere Mitarbeitenden wissen, dass sie schwierige Situationen nicht mit sich selbst ausmachen müssen – dafür steht ihnen das Ethik-Komitee zur Seite. Indem wir Raum für ethischen Austausch schaffen, wollen wir die Mitarbeitenden in ihrer täglichen Arbeit stärken – mit dem Ziel, Arbeitszufriedenheit, Mitarbeitergesundheit und die Qualität unserer Dienste weiter zu fördern.“