Memmingen

Bayerische Kinderkrebswoche 2025 am UKA

 — © Luitgard Schneider Lara Roth, Prof. Dr. Irene Teichert von Lüttichau, Prof. Dr. Dr. Michael Frühwald
Luitgard Schneider Lara Roth, Prof. Dr. Irene Teichert von Lüttichau, Prof. Dr. Dr. Michael Frühwald

Gebündelte Expertise der sechs bayerischen Uniklinika

Augsburg, 21. Juli 2025 | Wenn Kinder und Jugendliche an Krebs erkranken, erschüttert das nicht nur die betroffenen Familien, sondern auch das gesamte Umfeld. Die Diagnose verändert das Leben – abrupt, nachhaltig, existenziell und sehr häufig mit Spätfolgen. In dieser Ausnahmesituation zählt jeder Fortschritt in der Forschung, jede Verbesserung in der Versorgung, jeder Moment der Hoffnung.
Im Rahmen der Bayerischen Kinderkrebswoche lud das Schwäbische Kinderkrebszentrum des Universitätsklinikums Augsburg vergangene Woche zur Jubiläumsveranstaltung des Kinderonkologischen Netzwerks Bayern (KioNet) ein. Anlass war das fünfjährige Bestehen des landesweiten Zusammenschlusses aller sechs bayerischen Universitätskliniken, die sich gemeinsam für eine bestmögliche Versorgung krebskranker Kinder und Jugendlicher einsetzen.

Gemeinsam stärker – sechs Standorte, ein Ziel
KioNet hat zum Ziel, Behandlungsqualität, Austausch und Forschung deutschlandweit zu stärken. Durch die enge Zusammenarbeit über Klinikgrenzen hinweg wird sichergestellt, dass junge Patientinnen und Patienten überall bestmöglich und nach neuesten medizinischen Erkenntnissen behandelt werden können. „Wir bündeln die Expertise aller sechs Standorte und werden damit jedem einzelnen Patienten gerecht. In früheren Zeiten gab es oft ein unnötiges Gegeneinander. Jetzt haben wir auf einmal sechs Universitätskliniken mit hochspezialisierter Medizin für Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen, die alle an einem Strang ziehen; die respektieren, wenn der andere mehr Expertise hat als man selbst. Wir teilen Wissen, erkennen gegenseitig Stärken an – immer mit dem Ziel, das Beste für unsere Patienten zu erreichen“, sagt Prof. Dr. Dr. Michael Frühwald, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Leiter des Schwäbischen Kinderkrebszentrums.

Das Netzwerk KioNet trägt damit entscheidend dazu bei, Heilungschancen zu verbessern und langfristige Perspektiven für betroffene Familien zu schaffen. „Wir stehen uns mit Rat und Tat zur Seite, tauschen uns aus, und geben uns Tipps. In den regelmäßig stattfindenden interdisziplinären Tumorboards werden problematische Fälle besprochen, um Lösungen zur Weiterbehandlung zu finden“, erklärt Professor Dr. Irene Teichert von Lüttichau, Leitung des Schwerpunktes Pädiatrische Hämatologie/Onkologie und Zelltherapie des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin

Ex-Patientin Lara Roth: Das Netzwerk ist entscheidend fürs Überleben der Kinder
Wie entscheidend diese Versorgung ist, zeigt das Beispiel von Lara Roth, die mit zehn Jahren an Leukämie erkrankte. Es begann mit einer scheinbar harmlosen Erkältung, die in einem langen Behandlungsweg im UKA mündete. „Ich finde es einfach super wichtig, dass jedes Kind, egal wo das Kind herkommt, die gleichen Möglichkeiten und die gleichen Chancen auf Heilung bekommt…es ist so wichtig, dass man die Hoffnung und den Optimismus nicht verliert und weiß, dass man es schaffen kann“, sagt sie. Hier spielt die Pflege eine zentrale Rolle, die in den letzten Jahren gemeinsame Standards ausgearbeitet hat, um eine professionelle Pflege auf hohem Niveau zu gewährleisten. Luitgard Schneider, Stationsleitung der Kinderonkologie am UKA erklärt: „Wir arbeiten nach hohen Standards und sind rund um die Uhr für die Kinder und Jugendlichen da. Wir begleiten und unterstützen sie in all ihren Belangen – medizinisch, therapeutisch, emotional und menschlich. Hoffnung geben, Mut machen – das ist unser täglicher Antrieb. Hoffnung ist besonders wichtig – bis zum Ende der Therapie.“

Heute steht den erkrankten Kindern und Jugendlichen durch den Verbund in Bayern die gebündelte Expertise aller sechs kinderonkologischen Zentren zur Verfügung. Dadurch können an den verschiedenen Standorten innovative Therapiekonzepte heimatnah angeboten werden, so dass die betroffenen Familien nicht weit anreisen müssen, was nicht nur in Krisensituationen von großem Vorteil ist.

Durch dieses gebündelte Fachwissen werden die medizinische Versorgungssituation und die Heilungsaussichten für die jungen Patientinnen und Patienten schrittweise verbessert. Doch trotz aller Fortschritte braucht es mehr: „Es fehlt an Anerkennung für Berufe, die mit Kindern arbeiten. Wir benötigen ein politisches Umdenken. Kinder sind unsere Zukunft“, so Teichert von Lüttichau. Professor Frühwald ergänzt: „Die Bayerische Regierung hat in den letzten Jahren in das Netzwerk investiert. Durch diese Unterstützung können wir Forschungsprojekte anstoßen und Therapien verfeinern. Auch zukünftig brauchen wir kontinuierliche politische Unterstützung – für Forschung, Versorgung und Prävention.“

Eine starke Allianz für jährlich 2.200 an Krebserkrankte Kinder und Jugendliche
Pro Jahr erkranken in Deutschland ca. 2.200 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Krebs. Kinder und Jugendliche haben oft gute Heilungschancen, leiden aber mitunter ein Leben lang an den Langzeitfolgen ihrer Krebserkrankung. Bei ca. 20% der Patienten ist die Krebserkrankung nach wie vor nicht heilbar, so dass Forschung und insbesondere klinische Studien dringend benötigt werden. „Im Jahr 2030 bis 2035 wird jeder fünfhundertste Bürger dieses Landes ein Überlebender einer Krebserkrankung im Kindesalter sein. Das ist eine wichtige Patientengruppe. Diese Patienten sind, selbst, wenn wir eine große Anzahl heilen können, nicht dauerhaft gesund. Sie brauchen langfristige Betreuung und unsere volle Aufmerksamkeit, dass es ihnen auch in Zukunft gut gehen kann“, erklärt Frühwald und plädiert für Enttabuisierung: „Wir müssen lernen, offen über Kinderkrebs zu sprechen. Wir benötigen weniger Bürokratie und mehr Aufmerksamkeit für das Thema. Dieses Problem müssen wir ernster nehmen und stärker in den Fokus rücken, damit wir Forschung, Versorgung und Prävention gezielter und wirkungsvoller vorantreiben können“, betont Teichert von Lüttichau.

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