Landkreis Augsburg

Johanniter-Hilfsmobil für Wohnungs- und Obdachlose

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Ein Jahr liegt hinter uns – ein Jahr, in dem wir mit dem Hilfsmobil dort helfen konnten, wo es am nötigsten ist: auf den Straßen Augsburgs bei obdach- und wohnungslosen Menschen. Die große Resonanz bewegt mich sehr. Nicht nur Betroffene nehmen das Angebot dankbar an, auch aus der Fachwelt kommt viel Zuspruch – eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Inzwischen steuern wir mehr Standorte an. Doch mit jedem Einsatz werden auch die Grenzen des Machbaren sichtbar. So erleben wir zum Beispiel, dass Betroffene dringend auf Medikamente wie Antibiotika angewiesen sind. Gemeinsam mit Ärzten und Ärztinnen, die ehrenamtlich unterstützen, suchen wir Lösungen und Apotheken als Kooperationspartner. Dieses niedrigschwellige Angebot kann die Lebens- qualität vieler Menschen deutlich verbessern. Besorgt beobachten wir, dass staatliche Hilfen
zurückgehen – die Last auf spendenfinanzierte Projekte wächst. Ihre Unterstützung ist daher wichtiger denn je. Von Herzen danke ich Ihnen für Ihre Spenden, die unsere Hilfe überhaupt erst möglich machen. Jeder Euro hilft: für medizinisches Material,Hygieneartikel und menschliche Zuwendung. Sie schenken nicht nur Hilfe, sondern auch Würde und Hoffnung.

Seit einem Jahr rollt das Johanni- ter-Hilfsmobil – und ist aus der Stadt kaum mehr wegzudenken. Was als mutige Initiative begann, hat sich zu einem wichtigen Anlaufpunkt für wohnungs- und obdachlose Menschen entwickelt. Die Resonanz übertraf unsere kühnsten Erwartungen: „Wir erleben viel Zuspruch und Unterstützung. Damit hätten wir nicht gerechnet“, berichtet Marc Kannengießer. „Wir werden von engagierten Ehrenamtlichen
unterstützt, von denen viele aus dem Gesundheitsbereich kommen. Das ist zwar keine Voraussetzung, aber natürlich gut für die Qualität unserer Arbeit. Beeindruckt hat mich auch die Reaktion der Ärzteschaft. Auf eine Anfrage beim schwäbischen Bezirksverband meldeten sich gleich Ärztinnen und Ärzte, die ihre Hilfe anboten.“ So konnte das Angebot ausgebaut werden: Am Augsburger Königsplatz ist eine neue Haltestelle dazu gekommen, an der zusätzlich zur Wundversorgung regelmäßig ärztliche Beratung stattfindet.

Doch der wichtigste Erfolg zeigt sich in der täglichen Arbeit: unserem Team ist es gelungen, Vertrauen aufzubauen und das Leben vieler Wohnungs- und Obdachloser spürbar zu verbessern. Zu sehen, wie schon einfache Gesundheitstipps wie regelmäßiges Eincremen deutliche Linderung bringen oder wie hartnäckige Wunden durch kontinuierliche Versorgung endlich abheilen, überzeugt selbst die größten Skeptiker. Rund 550 Behandlungen und Beratungen wurden bisher durchgeführt.

Doch unsere Hilfe endet oft nicht an der Fahrzeugtür. Wenn unsere Mitarbeiter erleben, dass ein Termin beim Facharzt oder ein Transport in eine Fachklinik nötig wäre, unterstützen sie nach Kräften. „Besonders hat mich der Fall eines Mannes bewegt, dem eine Beinamputation drohte“, erzählt Marc Kannengießer. „Dank konsequenter Wundversorgung und Vermittlung an ein Gefäßzentrum konnten wir helfen, das zu verhindern. All die Schritte, die hierfür nötig sind, sind für Menschen in prekären Lebenssituationen ohne Hilfe kaum zu bewältigen. Hier haben wir alle Kontakte und Hebel in Bewegung gesetzt – und es hat funktioniert!“

Obdachlosigkeit hat viele Gesichter. Manche Menschen landen auf der Straße nach dem Verlust ihres Jobs, einer Trennung, Krankheit oder weil es niemanden gab, der sie aufgefangen hat. Im Hilfsmobil begegnen wir täglich Menschen, die durch unglückliche Umstände aus dem sozialen Netz fallen. Manche kämpfen mit Sucht – nach Alkohol, Drogen oder einfach nach einem Moment Vergessen. Doch eins haben sie alle gemeinsam:
Sie sind Menschen. Menschen mit Hoffnungen, Verletzungen, Talenten und Geschichten.

Statt zu stigmatisieren, braucht es Mitgefühl, offene Augen und ehrliche Unterstützung. Denn wer ausgegrenzt wird, findet kaum zurück. Jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Manchmal reicht schon ein bisschen Menschlichkeit, um einen Neuanfang möglich zu machen. „Wir schauen nicht auf das, was jemand getan oder nicht getan hat“, erklärt eine unserer ehrenamtlichen Wundexpertinnen. Die Gründe für Wunden, die im Hilfsmobil versorgt werden, sind vielfältig: Ein Sturz von der Bank, der Tritt in herumliegende Scherben oder Abszesse, die durch Spritzen entstehen. Oft werden Schmerzen lange ignoriert, Wunden nicht hygienisch ver- sorgt und nur notdürftig mit Taschentüchern bedeckt. Dadurch verschlimmert sich das Problem. Der erste Schritt zur Hilfe ist für viele der schwerste.

„Besonders Menschen mit Suchterkrankungen erleben oft Stigmatisierung im Gesundheitssystem. Wir wollen hier ein Zeichen setzen und auf die Menschen zugehen. Wir sind davon überzeugt: jeder Mensch verdient medizinische Hilfe, unabhängig von seiner Geschichte.“

Unsere Hilfe für Wohnungs- und Obdachlose ist nur möglich dank vieler engagierter Menschen, die uns ihre Zeit oder Geld spenden. Das Johanniter-Hilfsmobil wird rein über Spenden finanziert.

Unternehmen und Organisationen, die uns in den vergangenen Monaten unterstützt haben:

  • Johanniterorden
  • Arndt Medizintechnik GmbH
  • Kath. Kirchenstiftung St. Martin Horgau
  • Michael Gail GmbH, Coloplast GmbH
  • essity GmbH, Urgo GmbH, MasterCare Medical GmbH
  • Gabriel Services GbR

Außerdem gilt unser Dank allen privaten Spend- erinnen und Spendern. Jede Spende, ob groß oder klein, ist eine wertvolle Unterstützung für unser Angebot!

Das haben wir als nächstes vor:

  • Fortbildung für unsere Ehrenamtlichen
  • Ausbildung zum Wundexperten für die Projektleitung
  • Teilnahme an Forschungsprojekt der Universität Augsburg zum Thema Wundversorgung auf der Straße
  • Entwicklung eines Angebots, das Betroffenen niedrigschwelligen Zugang zu dringend benötigten Medikamenten ermöglicht
  • Supervision für Ehrenamtliche zur Verarbeitung potentiell belastender Situationen

Helfen Sie mit! Jede Spende schenkt Würde und Hoffnung!

  • 20 Euro helfen bei der Anschaffung von
    Wundfüllern, die für tiefe Wunden gebraucht
    werden
  • Mit 50 Euro können wir eine Wunde professi-
    onell reinigen und mit hochwirksamen Verbän-
    den versorgen
  • Mit 150 Euro ermöglichen Sie
    einem wohnungslosen Menschen eine
    Kompressionstherapie, die Schmerzen
    lindert und die Wundheilung
    beschleunigt

Spendenkonto:
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
IBAN: DE67 3702 0500 0004 3033 01
Stichwort „Johanniter-Hilfsmobil“
Online spenden: johanniter.de/hilfsmobil-augsburg-spenden

Kontakt: Marc Kannengießer
Tel. 0173 5468861
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Holzweg 35a, 86156 Augsburg
hilfsmobil.augsburg@johanniter.de

Mehr dazu finden SIe HIER

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