Landkreis Augsburg
Tag der offenen Tür in der Wertachklinik Bobingen: Pflegeschule räumt Vorurteilen aus und zeigt berufliche Möglichkeiten auf

Rund um die Pflege als Beruf ranken sich viele Mythen und Vorurteile. Die Pflegeschule der Wertachkliniken in Bobingen möchte damit aufräumen. Auch der Tag der offenen Tür diente dazu, die Pflege als Beruf ins rechte Licht zu rücken. Mit Informationen zur Ausbildung und zum späteren Berufsalltag. Lehrkräfte, Praxisanleitende, Auszubildende und erfahrenes Pflegefachpersonal informierten über den Alltag in der Schule und auf den Stationen.
Sandra Törpsch beispielsweise hat sich vor 26 Jahren bei der Pflegeschule der Wertachkliniken beworben und sie ist auch nach dem Examen dort geblieben, bis heute. „Wir haben auf den Stationen und auch stationsübergreifend tolle Teams und ich habe in meinen verschiedenen Lebensabschnitten immer wieder viel Unterstützung bekommen“, erklärt die dreifache Mutter ihre Treue.
Am Tag der offenen Tür der Pflegeschule erzählte sie, warum sie sich für den Pflegeberuf entschieden, und das nie bereut hat. „Ich werde gut bezahlt und mein Beruf ist vielseitig, sicher und sinnstiftend“, fasst sie ihre Erfahrung zusammen.
In den Wertachkliniken werden die Pflegefachkräfte nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes inklusive Arbeitsmarktzulage bezahlt, bestätigt Schulleiterin Jessica Schipf: „Wer Empathie und Verantwortungsbewußtsein, soziale Kompetenz und Engagement mitbringt, hat in der Pflege einen sicheren Arbeitsplatz und gute Aufstiegschancen.“
Sandra Törpsch hat einen Realschulabschluss und absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Arzthelferin. „Aber das waren mir zu wenig Patienten und zu viele Karteikarten“, erinnert sie sich lachend. Also bewarb sie sich mit 21 Jahren in der Pflegeschule in Bobingen, kam zunächst auf die Warteliste und begann dann im April 1999 ihre Ausbildung.
Inzwischen hat sie sich mehrfach weitergebildet und absolviert derzeit eine Fortbildung, mit deren Abschluss sie sogar studieren könnte. Aber: „Ich gehöre ans Bett“, sagt sie. Der Kontakt zu den Menschen, die Patienten und ihre Angehörigen. Zu sehen, und selbst dazu beizutragen, wie Kranke genesen. Aber auch die Dankbarkeit der Menschen, ihnen beispielsweise auch in der Palliativmedizin, eine größtmögliche Lebensqualität zu geben. Dafür steht Sandra Törpsch morgens auf.
Dabei ist die Frühschicht eigentlich nicht so ganz ihr Fall. Aber sie genießt es auch, um 14 Uhr Feierabend zu haben. In der Spätschicht nutzt sie den freien Vormittag für Behördengänge und Arztbesuche, aber auch für Sport und Freizeit. Und sogar die Nacht habe ihre Vorteile, sagt sie: „Man hat mehr Ruhe und ist bei der Einteilung der Arbeit autonomer.“ Im Gegensatz dazu sind die Tagschichten an den Wochenenden meist lebhafter, weil mehr Besucher kommen. Aber auch diese Kontakte schätzt die freundliche, zugewandte Frau. Gleichzeitig kann sie sich vorstellen, irgendwann einmal in die Anästhesie zu wechseln. „Dort hat man, zumindest bei uns in den Wertachkliniken, geregeltere Arbeitszeiten und weniger Schichten.“
Der Pflegeberuf biete viele Möglichkeiten, den Beruf an die jeweiligen Lebensphasen anzupassen, sagt Törpsch. In den ersten Erziehungsjahren habe sie beispielsweise Teilzeit gearbeitet, gerne am Wochenende. „Durch die Schichten hatte ich immer noch jeweils einen halben Tag mit meinen Kindern, und in der anderen Hälfte des Tages konnte mein Mann Zeit mit den Kindern verbringen. Davon haben eigentlich alle profitiert“, erklärt sie zufrieden.
Törpsch hat nach ihrem Examen zur Pflegefachfrau zunächst auf der Inneren Station der Wertachkliniken gearbeitet. Mit dem Belegarzt Dr. Oetzel kam 2011 die Onkologie, und damit neue Aufgaben dazu. Die Pflegekräfte erhielten Schulungen über Ports und Chemotherapien. Aber Törpsch wollte die Zusammenhänge noch besser zu verstehen, und machte die Ausbildung zur Palliativ-Fachkraft. 2022 wechselte sie auf die Intensivstation, und wurde wiederum mit neuen Krankheitsbildern konfrontiert.
Die dreijährige Ausbildung und das Examen zur Pflegefachfrau reichen aus, um auf allen Stationen eines Krankenhauses zu arbeiten. Aber Sandra Törpsch absolviert derzeit zusätzlich eine Fachweiterbildung zur Intensiv- und Anästhesiepflegefachkraft. Sie will noch besser wissen, was sie für ihre Patienten tun kann. Aber sie weiß auch: Sie schafft damit die Grundlage, für zahlreiche weitere berufliche Möglichkeiten.
Mit einem entsprechenden Studium könnte sie Stations- und Bereichsleiterin werden oder als Lehrkraft in die Ausbildung gehen. Sie könnte auch Praxisanleiterin werden. Aber momentan steht all das für sie nicht zur Debatte. Denn, auch nach über 25 Jahren gilt für Sandra Törpsch: „Ich gehöre ans Bett.“
Infokasten zum Pflegeberuf:
Für die einjährige Ausbildung zum Pflegefachhelfer braucht man einen Mittelschulabschluss oder aber mindestens zwei Jahre Vollzeit-Berufserfahrung in der Pflege, etwas als Pflegehelfer. Für die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann benötigt man eine Mittlere Reife, oder eine abgeschlossene Ausbildung zum Pflegefachhelfer.
Quereinstiger:Innen werden unter Umständen von der Agentur für Arbeit gefördert und der Beruf kann in manchen Schulen theoretisch auch in Teilzeit erlernt werden.
Wer den Pflegeberuf gerne an einer Hochschule studieren möchte, benötigt eine allgemeine oder fachgebundene (Fach-)Hochschulreife, oder eine entsprechende berufliche Qualifikation für einen allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulzugang.
Weitere Infos gibt es beispielsweise unter:
https://wertachkliniken.de/karriere/krankenpflegeschule