Günzburg

Ein Frühwarnsystem für den gesamten Landkreis Günzburg für Hochwasser und Starkregen

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Vor einem Jahr wurde der Landkreis Günzburg von einem Jahrhunderthochwasser getroffen, das es in dieser Intensität noch nie zuvor gegeben hat. Weite Teile der Region standen unter Wasser, die Schäden für Bevölkerung und Infrastruktur waren erheblich. Seither ist viel passiert: Der Landkreis, die Kommunen und viele engagierte Akteure haben daran gearbeitet, die Ereignisse aufzuarbeiten und den Hochwasserschutz spürbar zu verbessern. So soll landkreisweit ein Frühwarnsystem für Hochwasser und Starkregenereignisse eingerichtet werden, das deutlich präzisere Prognosen ermöglichen wird.

Rückblick: Der Katastrophenfall vom 31. Mai bis 12 Juni 2024
Über 80.000 Einsatzstunden, mehr als 4.000 Einsatzkräfte, über 200.000 verbaute Sandsäcke und ein Schaden im dreistelligen Millionenbereich – das ist die Bilanz des schweren Hochwassers des vergangenen Jahres im Landkreis Günzburg. „Das Jahrhunderthochwasser hat den ganzen Landkreis getroffen, das hat es noch nie gegeben“, blickt Landrat Hans Reichhart zurück. Mindel, Kammel, Zusam und Günz brachten gewaltige Wassermassen, dazu kam anhaltender Starkregen, der von den Wiesen und Feldern nicht mehr aufgenommen werden konnte. „Was mich in dieser Zeit beeindruckt hat, war der Zusammenhalt in der Gesellschaft. Unsere Einsatzkräfte waren im Dauereinsatz, viele Freiwillige haben mit angepackt, dafür bin ich heute noch sehr dankbar“, betont Reichhart.

Als Dank für ihren Einsatz zeichnete Landrat Hans Reichhart in den vergangenen Monaten die Einsatzkräfte aus dem Landkreis Günzburg mit der Fluthelfermedaille aus. Außerdem wurden die Helfer am vergangenen Freitag als Dankeschön zu einem Fluthelfertag ins Legoland Deutschland Ressort eingeladen. Mehr als 1.700 Rettungs- und Einsatzkräfte nahmen daran teil.

„Am Jahrestag der Flutkatastrophe wollen wir nicht nur zurückblicken, sondern vor allem auch die Zukunft im Auge behalten“, so Landrat Hans Reichhart. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Gespräche geführt und erste Maßnahmen eingeleitet, um den Hochwasserschutz im Landkreis Günzburg zu verbessern. Noch in diesem Jahr soll der Spatenstich für den Bau des Hochwasserschutzprojekts in Burgau stattfinden. Der Bau soll bis 2030 abgeschlossen sein.

Landrat Reichhart: „Hochwasserschutz wirkt“
„Das Jahrhunderthochwasser hat uns vor allem eines gezeigt: Hochwasserschutz wirkt. Denn dort, wo bereits bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt werden konnten, haben sich die Schäden in Grenzen gehalten“, betont Hans Reichhart. Der Hochwasserschutz für alle Gemeinden entlang der Flüsse soll daher weiter ausgebaut werden. Außerdem setzen sich der Landkreis und die Kommunen für den Einsatz digitaler Pegel ein. Für eine bessere Koordination sind die vier Bürgermeistersprecher zuständig. „Wir stellen auch den Katastrophenschutz im Landkreis an einigen Stellen neu auf. Wir haben zusätzliche örtliche Einsatzleiter und eine weitere Stelle im Bereich Katastrophenschutz in der Verwaltung geschaffen“, erklärt Reichhart.

Als weiterer wichtiger Baustein des Hochwasserschutzes soll ein landkreisweites Frühwarnsystem eingerichtet werden, das im Katastrophenfall deutlich präzisere Prognosen liefern würde. „Viele Kommunen denken bereits über ein Frühwarnsystem nach“, so Reichhart. „Wir möchten ein landkreisweites System, das sowohl Hochwasser als auch Starkregenereignisse prognostizieren kann.“

Der erste Schritt ist gemacht. Am Montagabend hat der Kreisausschuss dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. Nun geht es darum, die einzelnen Kommunen mit ins Boot zu holen. „Viele Kommunen haben bereits ihr Interesse bekundet“, sagt Landrat Hans Reichhart. Im nächsten Schritt muss das Vorhaben ausgeschrieben werden. Die Vorteile des einheitlichen Frühwarnsystems liegen für Reichhart auf der Hand: „Ein solches Frühwarnsystem liefert eine einheitliche und präzise Datengrundlage für den gesamten Landkreis Günzburg.“ Rund um die Uhr werden unter anderem nur die Pegelstände und die Niederschlagsmengen analysiert. Wetterdaten können genauer ausgewertet werden. „Wir erreichen damit eine schnellere Vorwarnzeit für Hochwasser und Starkregenereignisse. Im Ernstfall zählt jede Minute“, betont Reichhart.

Die Marktgemeinde Offingen war vom Jahrhunderthochwasser 2024 mit am stärksten betroffen. „Der Jahrestag des Hochwassers löst bei mir vor allem tiefe Dankbarkeit aus – für den unermüdlichen Einsatz unserer Einsatzkräfte und die beeindruckende Solidarität in unserer Gemeinde“, sagt Offingens Bürgermeister Thomas Wörz. „Als Markt Offingen haben wir schnell reagiert“, so Wörz weiter. So beteiligte sich die Marktgemeinde am Hochwassercheck des Wasserwirtschaftsamtes. Im Rahmen dieser Beratungsleistung werden Wassergefahren analysiert und Handlungsoptionen aufgezeigt. Außerdem wurde eine neue, leistungsstarke Drehkolbenpumpe in Betrieb genommen, um für künftige Katastrophen gerüstet zu sein.

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