
Alt-OB August Fischer – eine Biografie vom Kaiserreich in die Bundesrepublik
Am Donnerstag, 8. Mai 2025 beleuchtet der Historiker Dr. Felix Berge um 19 Uhr im Margaretha- und Josephinen-Stift die Biografie des ehemaligen Kemptener Oberbürgermeisters, in der sich die großen Linien, Brüche und Abgründe deutscher Geschichte im 20. Jahrhundertspiegeln.
August Fischer, geboren 1901 in Moosburg an der Isar und 1986 in Kempten gestorben, war von 1952 bis 1970 Oberbürgermeister der Stadt Kempten. Kommunalpolitische Weichenstellungen und städte bauliche Projekte sind bis heute mit seiner Ägideverbunden. Doch die Nachkriegskarriere hat eine Vorgeschichte: Von 1930 bis 1945 war Fischerhauptamtlicher Bürgermeister in Burghausen. Er half 1933 mit, die Demokratie zu beseitigen, trat in die NSDAP ein und ging zur verbrecherischen SS. Für die Politik des „Dritten Reiches“ engagierte sich der Nationalsozialist auf zahlreichen Feldern. Für denKrieg meldete er sich freiwillig und gelangte an die „Ostfront“, wo er in sowjetische Gefangenschaft geriet.
Wie so viele Deutsche aus der Funktionselite konnte er die Karriere in der Bundesrepublik wieder aufnehmen. Wer war der Mann, der in den Krisenjahren nach der Revolution von 1918/19 in München einem republikfeindlichen Freikorps angehörte, sich in den 1920er Jahren in der katholischen Studentenbewegung engagierte und schließlich Stadtoberhaupt in derWeimarer Republik wurde? Wie verhielt er sich 1933, im Jahr der Machteroberung? Welche Aspekte nationalsozialistischer Kommunalpolitik, Ideologie und Verbrechenspielten in seiner Amtsführung eine Rolle? Und wie blickte er nach 1945 als Präsident des einflussreichen Heimkehrerverbandes und als Oberbürgermeister auf die NS-Zeit und die eigene Rolle zurück?