Stadt Donauwörth

Kruse gegen Bing – 100 Jahre Kunstschutz für Spielzeug

 — © Stadt Donauwörth / K. Göbner
Stadt Donauwörth / K. Göbner

Anfang der 1920er Jahre hatte sich Käthe Kruse gerade erfolgreich als Herstellerin
hochwertiger, handgefertigter Spielpuppen auf dem Spielzeugmarkt etabliert. Doch die
Konkurrenz wollte auch ein Stück vom Kuchen: Andere Spielzeughersteller begannen,
qualitativ minderwertige Nachahmungen zu verkaufen, die sie sogar offen als preiswerte
„Imitationen der Käthe Kruse Puppen“ bewarben. Ein frontaler Angriff, den Käthe Kruse weder
akzeptieren konnte noch wollte.
Neben massiven Umsatzeinbußen fürchtete sie vor allem, dass der hervorragende und hart
erarbeitete Ruf ihrer Puppen nachhaltig beschädigt werden könnte. Also klagte die
Unternehmerin und führte mehrere Zivilprozesse.
Besonders einer davon sorgte für Aufsehen: Ihre Auseinandersetzung mit der Nürnberger
Firma Bing, dem damals weltgrößten Spielwarenproduzenten. Ausgerechnet gegen diesen
Giganten der Spielzeugindustrie gelang es Kruse, 1925 vor dem Reichsgericht Leipzig ein
Grundsatzurteil zu erstreiten. Mit diesem höchstrichterlichen Urteil schrieb Käthe Kruse
Rechtsgeschichte. Als erster Spielzeughersteller überhaupt erhielt sie für ihre Puppen
künstlerischen Urheberschutz.
Kruses Nachahmer waren gezwungen, die – nun als solche anerkannten – Plagiate vom Markt
nehmen. Die Bezeichnung „Käthe-Kruse-Puppen“ blieb ausschließlich den Qualitätsspielwaren aus ihrer Manufaktur vorbehalten. Teilweise mit weitreichenden Folgen:
Die kleine Kunstpuppenfabrik von Günther Heine aus Bad Kösen zum Beispiel ging an dem
Urteil zugrunde.
Die Firma der Gebrüder Bing überstand den Prozess jedoch. Das Unternehmen hatte aber
auch weitaus mehr zu bieten als Imitationen der Käthe-Kruse-Puppen: Von detailreich
gefertigtem Blechspielzeug bis hin zu Teddybären bediente es nahezu alle Kinderwünsche.
Anlässlich dieser Ereignisse vor hundert Jahren haben sich das Käthe-Kruse-Puppen-Museum
Donauwörth und das Bing-Museum in Freinsheim zusammengetan und zeigen zwei
gemeinschaftlich konzipierte Ausstellungen.
Sie präsentieren an beiden Orten die spannende Firmengeschichte von Bing und verschiedene
Spielzeug-Raritäten. Außerdem geben sie Einblick in das Leben und Werk von Käthe Kruse als
mutige Unternehmerin und innovative Puppenschöpferin. Seltene Bing-Künstlerpuppen und
andere Plagiate werden neben den originalen Käthe-Kruse-Puppen ausgestellt und laden zum
direkten Vergleich ein. So bekommen alle Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich
selbst ein Urteil zu bilden.

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